Zwei Jahre nach den Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi war es im Oktober 2016 soweit: Das 2. Schweizer Jugend Eurythmie Festival zeigte in Wetzikon Peer Gynt.

Peer Gynt 2016 Plakat

Schülerinnen und Schüler der 9. bis 12. Klasse aus 7 Steinerschulen erarbeiteten sich mit ihren Eurythmielehrern einzelne Szenen des Werkes Peer Gynt von Henrik Ibsen und/oder der Peer Gynt Suite von Edvard Grieg.

Die freiwillig erbrachte Arbeit in Dichtung und Musik wurde in einer vorangehenden Projektwoche in der Rudolf Steiner Schule Wetzikon zu einem Ganzen zusammengeführt. Während dieser gemeinsamen Arbeitsphase gab es in Workshops, bei sportlichen Aktivitäten oder wärend den Mahlzeiten viel Zeit für Begegnung.

„Und da begann das Proben. (…) In dieser Zeit fiel mir immer wieder auf, wie schnell man vorwärts kommen kann, wenn vier motivierte Jugendliche und eine tolle Eurythmielehrerin zusammenfinden und einfach einmal so zwei oder drei Stunden konzentriert proben können! Dementsprechend könnte man aber auch meinen, ein solch kurzes Stück eurythmisch begleiten zu lernen, sollte in so einer Formation schnell mal möglich sein. Doch um es gut zu machen, benötigt sowas mehr Zeit als man denkt.“

Ariana, 9. Klasse

Peer Gynt Toneurythmie

Die 88 Jugendlichen auf der Bühne wurden begleitet von rund 50 jungen Musikern des Sinfonieorchesters TiFiCo unter der Leitung von Christof Brunner.

Katja Cooper-Rettich und Patrick Exter konnten als Sprecher gewonnen werden und Julian Hoffmann zeichnete sich – wie schon bei den Vier Jahreszeiten – für das Lichtdesign verantwortlich.

Peer Gynt Dramatische Eurythmie 2

„Als Ouvertüre wurde die berühmte Morgenstimmung von Edvard Grieg gespielt. Wir standen währenddessen schon hinter dem noch geschlossenen Vorhang. Als die Musik ertönte, schoss das Adrenalin hoch, und wir konnten völlig eintauchen in den Bogen dieser Aufführung. Der Vorhang öffnete sich, und wir liefen in einer Harmonischen Acht in den Zuschauerraum. In totaler Stille bewegten wir alle gemeinsam das Halleluja. Alle Arme bewegten sich gleichzeitig, und man hörte das Rauschen der Schleier. Ich hatte das Gefühl, dass dieses gemeinsame Halleluja eine unglaubliche Energie freisetzte.“

Clara, 10. Klasse

Peer Gynt Eurythmie Form

„Jeden Tag wurde mehrere Stunden geprobt. (…) Bei einem ersten Durchgang, bei dem alle allen zuschauten, der aber noch ohne Kostüme, Licht und Orchester durchgeführt wurde, wurde ich plötzlich aber etwas unsicher, ob das Ganze nun in diesen paar Tagen wirklich noch aufführungsreif werden würde. Um ehrlich zu sein war ich ein wenig enttäuscht von diesem Zwischenergebnis. Doch umso begeisterter und überraschter war ich dann, als wir den anderen zuschauten, als sie mit Kostümen, Sprechern, Orchester und Licht probten. Es war wirklich wahnsinnig wie viel diese Komponenten ausmachten! Doch ich denke, das Eigentliche machte nicht die Tatsache, dass die Jugendlichen nun Kostüme anhatten aus, sondern, dass es sich so einfach ganz anderes anfühlt. Jedenfalls für mich. Denn als ich dann selbst auf der Bühne stand, mit allem drum und dran, war das Gefühl irgendwie… …überwältigend! Einfach unbeschreiblich.“

Ariana, 9. Klasse


„Plötzlich erkannte man, auf was es ankommt. Schon bald kam ein Orchester dazu und zwei Sprecher. Man kann das Gefühl fast nicht beschreiben, die Energien, die das Orchester mit sich brachte und die sich auf unsere Bewegungen übertrugen. Es machte plötzlich alles Sinn, die Bühne, die Kleider, das Licht und die Musik. Und wir konnten alles durch Eurythmie sichtbar machen.“

Clara, 10. Klasse

Peer Gynt Toneurythmie Trolle

„Auf jede kleinste Bewegung die Ausdruck schafft, kam es an. Hinter jeder Bewegung stand eine Absicht und diese Absicht konnte ich selbst verstehen. Es war wie ein Schauspiel, ein Tanz, eine Musik und eine Gedankenwelt, von welcher ich Teil war.“

Alma, 10. Klasse


DAS THEMA

Peer Gynt wurde 1867 vom norwegischen Dramatiker Henrik Ibsen verfasst. Im Jahre 1876 entstand eine Bühnenfassung, zu der Ibsen einen Kompositionsauftrag an Edvard Grieg erteilte: Die Peer Gynt Suite wurde zusammen mit Ibsens dramatischer Dichtung 1876 uraufgeführt.

Peer Gynt – der „Norwegische Faust“

„Sei dir selbst genug“- dieses Lebensmotto aus der Welt der Trolle begleitet Peer auf seiner abenteuerlichen Reise weitab der norwegischen Heimat. Zerrissen zwischen unbändigem Freiheitsdrang und der Sehnsucht nach einem starken, unverwechselbaren Ich gerät er in gefährliche wie auch beglückende Situationen. Kurz vor seinem Lebensende muss er feststellen, dass sein wahres Ich nicht aus einem gefestigten Kern, sondern – wie eine Zwiebel – lediglich aus unterschiedlichsten Schalen besteht. Einzig Solvejg, die bis zum Schluss auf ihn wartet und unbeirrt an ihn glaubt, gibt seinem Leben einen Sinn:

Peer Gynt: So sag, wo Peer Gynt die ganze Zeit über war?
Solvejg: In meinem Glauben, in meinem Hoffen und in meinem Lieben.

Peer Gynt Dramatische Eurythmie

„Plötzlich schwebte ich da zu der Musik des Orchesters auf der Bühne herum. Ich fühlte die Musik in mir. Ich fühlte, wie ich die Musik mit meinen Bewegungen begleiten, untermalen oder irgendwie verstärken konnte. Ich fühlte, wie ich mich mit meinem Körper ausdrücken konnte. Diese zwei Minuten fühlten sich jedes Mal wie ein Rausch an. Sie waren irgendwie so unwirklich und unbeschreiblich und doch fühlte ich in diesen Momenten so viel. Es war als würde die ganze Welt für zwei Minuten stillstehen. Als würde alles nur uns zuhören und zuschauen. Als stünden wir im Mittelpunkt von allem und gleichzeitig war ich so sehr bei mir selbst.“

Ariana, 9. Klasse


„Dass ich wirklich in meinen Part gefunden hatte, merkte ich daran, dass ich die Auftritte ohne grosse Aufregung richtig geniessen konnte. Gerade dann, als es wirklich eine ganz runde Sache war, was es natürlich auch vorbei und es war wirklich schade, sich von all den powervollen, herzlichen Leuten zu verabschieden!“

Magdalena, 12. Klasse

Peer Gynt Eurythmie Gesten

„Ich habe den Eindruck, endlich begriffen zu haben, was Eurythmie ist.“

Clara, 10. Klasse


„Eurythmie ist nicht nur „Ich kann meinen Namen tanzen“, Eurythmie lehrt mir das Raumempfinden, die Wahrnehmung zu meinem Gegenüber, sie zeigt mir aber auch viele Seiten der Musik, der Musiktheorie, der Sprache, der Philosophie und natürlich bereichert sie das sich Bewegen, die Selbstempfindung und die Gesundheit. Sie schafft es Gefühle, Stimmungen und viele Geschichten zu erzählen und das durch eine Bewegung. Mit Eurythmie kann man alles ausdrücken was man möchte und selbst entscheiden, wie man dies gestaltet.“

Alma, 10. Klasse


MITWIRKENDE

Am Projekt Peer Gynt wirkten 88 Jugendliche aus 6 Schweizer und einer Italienischen Schule mit.

Schulen:

Rudolf Steiner Schule Basel
Rudolf Steiner Schule Langenthal
Rudolf Steiner Schule St. Gallen
Scuola Rudolf Steiner Lugano-Origlio
Scuola Novalis, San Vendemiano (Italien)
Atelierschule Zürich
Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

Eurythmielehrerinnen und Eurythmielehrer:

Marius Auer
Axel Boos
Sybil Hartmaier
Heike Holm-Bertelsen
Tina Iacobaccio
Sabine Schaer
Maria Enrica Torcianti
Claire Wyss

Jugendsinfonieorchester TiFiCo
Leitung: Christof Brunner

Sprecher:
Katja Cooper-Rettich
Patrick Exter

Beleuchtung:
Julian Hoffmann

Künstlerische Mitarbeit:
Christiane Frank

Projektleitung:
Sybil Hartmaier

Peer Gynt Eurythmie Peer

Eine Veranstaltung des Kulturplatz Wetzikon

kulturplatz

Für den Kulturplatz Wetzikon:
Angelika Salgó

Peer Gynt 2016 (Foto Toni Koller)

„In den Sälen wurde geprobt und auf dem ganzen Schulgelände wurde gemeinsam gegessen und gelacht. In der Freizeit zwischen den Proben wurden Workshops angeboten: A-Capella Gesang, Bogenschiessen und Volkstanz. Speziell im Tanzworkshop war die Stimmung ausgelassen und endete meist in einer Party, bei der die italienisch sprechenden Leute die Musikanlage übernahmen. Am Anfang der Woche war die Stimmung unter den Schülern – nur aufgrund der Sprachbarriere – noch etwas angespannt gewesen. Durch die Workshops aber mischten sich die Gruppen und bis zum Ende der Woche hatte man Kontakte geknüpft.“

Lila, 11. Klasse


„Ich durfte in dieser Woche viele neue tolle Menschen kennenlernen, wir tanzten zusammen, nähten unsere Kostüme, assen zusammen, schliefen in Klassenzimmern, spielten, lachten und sprachen über das Leben.“

Alma, 10. Klasse


„Jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich mehr als glücklich und zufrieden bin, diesen Weg gewählt zu haben. Dass ich nicht aufgegeben habe.“

Ariana, 9. Klasse


FOTOS

Fotos von Toni Koller


Fotos von Thomas Hartmaier


Szenenfotos von Julian Hoffmann


FÖRDERER

Herzlichen Dank unseren Sponsoren!

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Zürich

Eurythmie Verband Schweiz
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