DIVERSITÄT IN AUSDRUCK UND FORM
Viele Schulen, Eurythmielehrpersonen, viele enthusiastische Schülerinnen und Schüler, unendliche Möglichkeiten, Musik und Sprache in eurythmische Bewegung umzusetzen und ein Termin, bei dem alles auf den Punkt kommen muss: So liesse sich das beschreiben, was beim 2. Schweizer Jugend Eurythmie Festival und den Aufführungen am 14. und 15. 10. 2016 in der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland geplant ist. Zum 2. Vorbereitungstreffen kamen am 6. Februar Eurythmielehrpersonen aus der Schweiz nach Wetzikon und berichteten vom Stand ihrer Arbeit. Hier ein kleiner Ausschnitt der Arbeitsberichte.
Die Besucher, die Aufführungen des Peer Gynt am 14. und 15. 10. 2016 in der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland in Wetzikon besuchen, dürfen sich auf ein Ereignis der besonderen Art freuen. Noch ist die Anzahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler nicht genau festgelegt, da zahlreiche Mutationen in Klassenstärke und Neuinteressenten dazu führen, dass alles noch work in process ist.
Sybil Hartmaier, Initiatorin und Gastgeberin des geplanten 2. Schweizer Jugend Eurythmie Festivals, berichtet von ihrer Arbeit in der 10. Klasse:
„Wir sind gerade dran, das Setting festzulegen, in dem die Anfangsszene spielt: Peer erscheint uneingeladen auf Ingrids Hochzeit. Diese sitzt eingeschlossen in einer Hütte. Dann erscheint die tugendhafte Solvejg, die anfangs mit Peer gar nichts zu tun haben will. Wie stellt man so etwas dar? Solvejg wird ja in einem späteren Teil wichtig, sie errettet Peer am Schluss aus seiner Not… Dann sind wir auch noch damit beschäftigt, die Musik von Solvejgs Lied darzustellen: Tongebärden müssen gefunden und geübt werden. Die Arbeit an den musikalischen Elementen fordert die Schüler ganz. Man muss genau hinhören und die feinen Unterschiede bei den Wiederholungen bemerken.“
Sybil Hartmaiers Klasse wird im kommenden Schuljahr die 11. Klasse sein und nur teilweise am Festival teilnehmen können, da einige Schülerinnen und Schüler noch nicht sicher sind, ob ihre Ausbildungsbiographie sie nicht noch woanders hinführen wird. Dies ist auch für andere Schulen eine besondere Herausforderung: Die Teilnahme am Festival ist freiwillig und eine Woche Herbstferien muss drangegeben werden, um beim schulübergreifenden Peer Gynt dabei sein zu können.
Die Sprechrollen sind an professionelle Sprachgestalter vergeben: Patrick Exter (Peer Gynt) und Katja Rettich (Solvejg) werden den Figuren Stimmen und Leben verleihen.
Die szenische Gestaltung der Texte und Musik kann je nach künstlerischer Auffassung von ganzen Klassen oder einzelnen Schülerinnen und Schülern dargestellt werden – das liegt in der künstlerischen Freiheit der Klassen und der Lehrpersonen.
Marius Auer, Eurythmielehrer aus St. Gallen, berichtet von seiner Arbeit mit der 10. Klasse:
„Wir haben die Aufgabe, Ases Tod szenisch zu gestalten. Ich fragte die Schüler, wie man denn so etwas machen könne, geht denn das? Wir kamen dann in sehr tiefe Gespräche und die Klasse meinte, dass ja beim Tod nur ein Teil stürbe. Also haben wir probehalber den physischen Leib als eine Figur liegend dargestellt; die Seele aber, und da kamen die Schülerinnen und Schüler drauf, bewegt sich vom Körper weg und bleibt durch Bewegung sichtbar. Schliesslich landeten wir in der Darstellung der Planetenbewegung und da kamen sie ganz alleine drauf. Nach ein paar Wochen nahm ich wahr, dass eine Krise eintrat und das war ganz schön schwer, die Arbeit und das Engagement lebendig zu halten.“
Maria Enrica Torcianti ist Eurythmielehrerin in Lugano. Auch sie arbeitet an einer Szene, die dann ein Teil des Ganzen sein wird:
„Wir, das sind insgesamt 28 Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse, haben uns in vier Gruppen aufgeteilt: Blätter, Knäuel, Laub und Luftgeister. Es ist eine gespenstische Szene, die nachts spielt. Die 10.-Klässler experimentieren mit Lautbewegungen und Gestaltung, es ist spannend zu sehen, was entsteht. Sie sind sehr motiviert, denn alle waren bereits beim vorigen Festival dabei, sie wissen, was sie erwartet. Musikalisch arbeiten wir an Ingrids Klage. Hier sind es Dur und Moll, die wir gerade in Bewegung umsetzen. Im März müssen die Schüler wegen eines Fremdsprachenaufenthaltes die Arbeit unterbrechen und wir können erst im September weiterarbeiten!“
Claire Wyss, Eurythmielehrerin aus Basel, arbeitet mit zwei Gruppen: Ein Teil ihrer Schülerinnen und Schüler gestaltet eine Szene zusammen mit Schülerinnen aus Langenthal…
Auch Sabine Schaer und Heike Holm-Bertelsen, beide Eurythmielehrerinnen aus Wetzikon, sind in einer Szene (Halle des Bergkönigs) mit zwei Klassen gemeinsam auf der Bühne: Dabei sind es jeweils Teile der 8. und 9. Klasse die…
„…quasi in zwei Clans die rasante, dramatische Musik bis zum Höhepunkt in einer gemeinsamen Choreografie bewegen.“
Diese Klassen geniessen Heimvorteil, denn sie kennen die Bühne und die Platzverhältnisse in der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland.
Für alle anderen Klassen, die teilnehmen, sieht es anders aus: Sie üben ihre Szenen zwar ausgiebig in ihren eigenen Schulen, müssen sich aber in Wetzikon mit wenigen Bühnenterminen während der Projektwoche rasch auf die neuen Platzverhältnisse einstellen. Das ist eine besondere Herausforderung.
Katinka Penert, Februar 2016